COVID-19 Pandemie in Piela und Bilanga

SARS-2 Ausbruch verhindert

Traditionelle Sängerinnen (Griottes) informieren die analphabetische Bevölkerung

(15.06.2020)

Der Ausbruch einer SARS-2 Epidemie konnte bisher in Piela und Bilanga verhindert werden. Im Moment gibt es keinen einzigen Fall in der Region, wie die Verantwortlichen der die APB, unser Partner, uns in den vergangenen Tagen uns in einem Bericht schreibt. Auch wenn es natürlich an Testkapazitäten mangelt, so dass man mit der Aussage vorsichtig sein muss. Es sei jedoch auch nicht zu einer auffälligen Häufung von Krankheits- oder Todesfällen gekommen, teilen die Partner mit. 

 

Keine Corana-Fälle in Piela-Bilanga - doch Hungersnot droht
Bericht der Schwäbischen Zeitung
Lokalausgabe Biberach
229.06.2020
Schwäbische Zeitung Biberach - 29_06-202
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Die APB bittet um Hilfe - der Verein stellt 5.000 € zur Verfügung

Schon ganz zu Beginn der COVID-19 Pandemie Mitte März, als die ersten Fälle in Burkina Faso bekannt wurden, wandten sich die Verantwortlichen der APB an uns. Zu dieser Zeit wurden in Deutschland über das Herunterfahren des öffentlichen Lebens diskutiert, die Schließung der Schulen stand kurz davor. 

Der Vorstand handelte schnell uns stellte bereits Ende März die Summe von 5.000 € für die Aufklärung der Menschen in der Region und Hygiene Maßnahmen zur Verfügung. 

 

Aufklärung durch Radiospots und Schutz durch Hygiene-Maßnahmen

Die Idee war die Menschen über Radio-Spots aufzuklären und für den Schutz gegen den Virus zu sensibilisieren. (Abstand halten, Hände waschen, Hygienestandards einhalten). Die Informationen sollten in der lokalen Sprach, dem Gulmancema, verbreitet werden. Die übergroße Mehrheit - über drei Viertel, verstehen kein Französisch und sie können daher auch nicht lesen. Weiter sollten Plakate aufgehängt und Hygieneartikel wie Seifen, Desinfektionsmittel und Masken kostenlos verteilt werden.

... in der lokalen Sprache, traditionell durch Sängerinnen

Traditionelle Sängerin bei einem Fest - Archivbild - Ralph Stern
Traditionelle Sängerin bei einem Fest - Archivbild - Ralph Stern

Traditionell werden viele Informationen im ländlichen Burkina Faso durch Lieder, die von Sängerinnen bzw. – Gesangsgruppen an die Menschen gebracht. Die „Griots/Griottes“ aus den speziellen Künstler-Familien unterhalten üblicherweise die Menschen bei Familienfesten und treten bei sonstigen Veranstaltungen auf.

In dem Fall sollten die Künstlerinnen die Menschen über das Lokalradio in Piela und Bilanga über die Pandemie und die Schutzmaßnahmen dagegen, informieren.

 

Populäre Sängerinnen

Auf dem Land, in dem weder eine Zeitung gibt noch Fernsehen gibt und damit eine Weiterverbreitung von Nachrichten und Informationen nur über das Sprechen möglich ist, spielt das Radio, zumal in der Muttersprache eine sehr große Rolle. Viele Informationen werden darüber verteilt. Dieser traditionelle Weg wurde gewählt, die Gesangskünstlerinnen, die eine große Popularität in der Gegend besitzen, engagiert. Über zwei Monate wurden die Spots täglich gesendet. Weiter gab es eine Sendung mit dem Koordinator der APB, Josué Ouoba, der früheren Bürgermeisterin von Piela, Banhaanla Mano, dem Bürgermeister von Bilanga und einem Arzt und den Verantwortlichen des „Centre medical“, des örtlichen Krankenhauses. Hörer konnten vorab Fragen stellen. Auf diese Weise konnten auch Missverständnisse und falsche Vorstellungen ausgeräumt werden.

Ausgangsbeschränkungen und Lockdown

Handwaschmöglichkeit vor dem APB - Büro als erste Hygiene - Maßnahme
Handwaschmöglichkeit vor dem APB - Büro als erste Hygiene - Maßnahme

Die Regierung von Burkina Faso hatte zu Beginn der Pandemie sehr schnell gehandelt. Es gab ähnlich wie bei uns Kontaktbeschränkungen und nächtliche Ausgangssperren. Alle Schulen wurden geschlossen, die großen Städte Ouagadougou und Bobo Diaoulasso gänzlich abgeriegelt. Niemand durfte mehr rein und raus. Alle Kneipen, Maquis, Restaurants und alle Läden mussten schließen. Von diesen kleinen Läden gibt es Zehntausende. Weiter wurde der Großmarkt, aber auch die vielen kleinen Märkte in den Stadtvierteln, zugemacht. 

Die Einschränkungen trafen vor allem auch die Menschen, die in der „informelle Wirtschaft“ arbeiten. Es sind dies die vielen Straßenhändler, vor allem aber Händlerinnen, die Getränke, Erdnüsse, Hähnchen, Suppen, Hirse und Reis mit Soße, Backwaren und Obst anbieten und vieles mehr. Die mit Mobilfunk-Guthaben, Papiertaschentüchern, CDs , dem Anfertigen und Verkaufen von Souvenirs (es gab natürlich auch keine Touristen mehr) sich über Wasser halten. Oft sind es auch Kinder, die dadurch ihre Familie unterstützen. Von der „Informelle Wirtschaft“ leben bei einer Arbeitslosigkeit von über 80 % die absolute Mehrheit der Menschen. Folge der Beschränkungen: Totale Armut und Hunger, und alles was daraus folgt. Zwar versucht die Regierung zu helfen: Grundnahrungsmittel werden verteilt. Umfangreiche Hilfen, wie in Deutschland, sind in dem bitterarmen Land, das zudem durch den Terrorismus gebeutelt ist, jedoch undenkbar.

Die ländlichen Gebiete wie auch die Umgebung wie Piela und Bilanga, deren Einwohner als Selbstversorgerbauern leben, trifft es im ersten Moment weniger Oft fallen jedoch die Hilfen weg, die durch die Verwandten aus der Stadt das Überleben auf dem Land oft erst möglich machen. Auch die umfangreichen privaten Hilfen durch die „Gastarbeiter“ in den südlichen Länder Westafrikas, wie der Cote d’Ivoire und Ghana entfallen. Millionen arbeiten dort seit Jahrzehnten und unterstützen selbstverständlich ihre Familie auf dem Land. Eine prekäre Situation auch in Piela und Bilanga. Eine große Hunger- und Armutskatastrophe wird befürchtet.

Die Situation wird zusätzlich dadurch verschärft, dass Flüchtlinge aus den nördlichen Landesteilen, die vor dem dschihadistischen Terror fliehen, Unterschlupf und Hilfe bei ihren Großfamilien in der Region suchen.

Die Verantwortlichen des Fördervereins überlegen, wie sie weiter helfen können, auch wenn es nur der sprichwörtliche „Tropfen auf dem heißen Stein“ ist. 

 

APB - Bericht COVID-19 (deutsch)
Bericht über das Projekt COVID-19
Orginal in Französisch - übersetzt
APB - Association Piela - Bilanga
15. Juni 2020
rapport microprojet covid-19 DE.pdf
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